Marie Schütte
Marie Schütte_Creatures of the Eye
Creatures of the Eye
In dem vorliegenden Projekt habe ich mich thematisch mit dem Blick des Betrachters auf Vögel und den Blick der Vögel in die Welt befasst. Hierbei habe ich mich inhaltlich von den Kursen ‘Writing Nature: Creative and Critical Practices’ und ‘A Story of Art? 1’ inspirieren lassen, die ich während meines ERASMUS-Auslandssemesters im Herbst 2020 an der University of Leeds besucht habe. So bezieht sich die Naturbeschreibung auf das britische Wildleben. Besonders hat mich der Essay „The Gannetry“ aus Kathleen Jamie’s Sightlines fasziniert. Sie beschreibt Anthropomorphismen von menschlichen Eigenschaften auf schottische Tölpel (‚Gannets‘). Insbesondere die Art des Sehens stellt eine signifikante Schnittstelle dar, an der sich Tiere und Menschen spiegeln: Gannets are “[c]reatures of the eye, they see what they want and want what they see, just like the rest of us”. Hierbei beziehe ich mich auf die Idee, das Lebewesen mit den Augen nicht nur sehen, sondern auch gesehen werden. Um mich mit dieser gemeinsamen Wechselwirkung von aktivem Betrachter und passivem Betrachtungsobjekt auseinanderzusetzen, habe ich mich motivisch für die beschriebenen Gannets entschieden. Den Seevögeln habe ich den Eurasischen Eichelhäher als ländlichen Wächter des britischen Waldes, gegenübergestellt. Die Gemeinsamkeit der beiden sonst sehr unterschiedlichen Vögel liegt hier in der elektrisch-blauen Farbe, anhand derer sich Betrachter und Objekt der Betrachtung überschneiden. Während der Häher sein Lebensumfeld im Auge behält, wird er selbst zum Blickfang durch sein Gefieder. Bei den Gannets steigert sich das Prinzip, indem die Augen selbst jene auffällige Färbung besitzen. Folglich habe ich mich für eine Farbstiftzeichnung mit Polychromos entschieden. Bei der farbigen Ausgestaltung habe ich mich durch William Lewin’s und Maria Sibylla Merian’s Illustrationen von Wildtieren inspirieren lassen, die in dem Kunstgeschichtskurs ‘A Story of Art? 1’ thematisiert wurden. Die Vögel sind vollständig farbig ausgefüllt, während der landschaftliche Lebensraum eine untergeordnete Rolle einnimmt und durch graue dünne Linien angedeutet wird. Das kalt-weiße Zeichenpapier von Boesner als Untergrund zielt somit auf den maximalen Kontrast zwischen Farb-und Weißfläche ab. Auf diese Weise lenkt das Betrachterauge verstärkt auf die Tiere bzw. deren Augen und wird durch diese umgelenkt.
Jamie, Kathleen, "The Gannetry", Sightlines, (London: Sort of Books, 2012) Kindle ebook, p.78.
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