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Ich habe dieses Foto in der Nacht, in der meine geliebte Oma verstarb, aufgenommen. Ihr Tod kam plötzlich und unerwartet. Ich konnte es nicht fassen. Ich habe sie wegen Corona seit August nicht mehr gesehen. Sie war dement und hat die Pandemie immer wieder vergessen. Sie fragte oft: "Wann kommst du denn mal wieder?". Ich hatte solche Angst, dass ich sie anstecken könnte, dass ich sie immer wieder vertröstet habe.
Wäre ich nur hingefahren.
In dieser Nacht musste ich einfach raus. Intuitiv lief ich zum Kanal. Dort fand ich die Schwäne an einem großen Eisloch, einige schliefen, einige verständigten sich mit Lauten, die ich noch nie gehört hatte. Der Kreis aus Schwänen unter der Trauerweide, die Geräusche. Das schimmernde Licht im schwarzen Wasser hatte etwas Magisches und ich fühlte, dass meine Oma dieses Bild sehen konnte, dass sie dabei war. Die Szene hätte ihr sehr gut gefallen, da bin ich mir sicher. Sie hat mir beigebracht hinzusehen. Genau hinzusehen. "Kuck mal, der Stein sieht aus wie ein Herz! Den nehmen wir mit!". So sammelten wir Schneckenhäuser, Holz und Steine auf unseren gemeinsamen Spaziergängen. Meine Oma hat mich sehr geprägt, sie war die erste Feministin in meinem Leben. Sie war eine Rebellin. Ich bin dankbar, dass ich ihre Enkelin sein durfte.
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