Malin Emming
Pause
Die im Rahmen des Seminars „Wir machen Pause“ unter der Leitung von Ingke Günther und Jörg Wagner entstandene zweiteilige Serie „Je ne connais pas un week-end“ beschäftigt sich mit der subjektiv empfundenen, konträren Bedeutung der Pause und setzt diese unmittelbar in Zusammenhang mit der Natur.
Zu sehen ist der stets selbe Blick aus dem Küchenfenster meiner Wohnung. Mehrere der Fotografien, die alle abends entstanden sind, wurden mithilfe eines digitalen Bearbeitungsprogramms bearbeitet und übereinandergelegt. Dabei waren die Gemeinsamkeiten der Fotografien, wie zum Beispiel der Baumgipfel oder ähnlich aussehende Wolkenformationen, Anhaltspunkte für die Übereinanderlagerung. Die Pause wird durch den Blick des Pausemachenden beschrieben und versetzt den Betrachter automatisch in eine Art Zwangspause.
Durch die zahlreichen Überlagerungen werden die Facetten, Differenzen und Gegensätze der Pause thematisiert und verdeutlicht. Die Pause wird als etwas der Natur Innewohnendes artikuliert und äußert sich in der Vielseitigkeit dieser. Wolken unterliegen einer fortwährenden Umstrukturierung, sie formen sich neu und sehen gleichwohl stets identisch und vertraut aus. Es gibt keine Geometrie oder Ordnung. Es scheint ein Durcheinander zu sein, wirkt dennoch aber strukturiert und beruhigend. Ich habe versucht die Gemeinsamkeiten zwischen den, der Natur intrinsischen, Disharmonien und Gegensätzlichkeiten und der Pause herauszuarbeiten. In die formlose Natur wurden geometrische Formen, die das Bild förmlich zerschneiden, durchteilen und aufspalten, eingefügt, was das Sujet nicht sofort nachvollziehbar macht, jedoch auch eine gewisse Struktur, einen neuen Anhaltspunkt für die weitere Betrachtung, liefert. Es entsteht ein melancholischer, verträumter Blick auf das Werk. Geprägt wird die Arbeit auch von Spiegelungen, die als ein Dialog mit den Gegensätzlichkeiten der Pause und gleichwohl der Natur zu begreifen sind, und von einem Spiel mit Schärfe und Unschärfe, die dem Werk eine fast malerische Atmosphäre, die an die Aquarellmalerei erinnert, verleiht. Das Gefühl der Entspannung wird begleitet von einem Gefühl der Anspannung, was durch die hohe dramatische Bedeutung von Wolken zu begründen ist. Das Werk wirkt zugleich bewegungslos und doch ist eine Art von Bewegung zu erkennen. Der Formlosigkeit tritt eine Strukturiertheit und Routiniertheit gegenüber, die sich in Ordnung und Unordnung widerspiegeln. Das Werk spielt mit den Emotionen des Betrachters und Pausemachenden. Die Pause dient als Entspannung und Erholung und zugleich ist sie aufwühlender Kraftschöpfer für kommende Ereignisse.
Der Titel des Werkes knüpft an Beuys Aussage, er kenne kein Weekend, an. Zugleich verknüpft der Titel den Inhalt der Beschäftigung mit der Bedeutung der Pause als schöpferischen Akt und künstlerischer Praktik und spiegelt gleichsam die Empfindungen der hohen malerisch-atmosphärischen Ästhetik, die auch schon Edward Steichen in seinen Rodin-Porträts verwendete, wider. Dabei wird unweigerlich auch ein Bezug zur Epoche der Romantik hergestellt, die in ihren Grundideologien eine Abkehr vom Rationalismus und Vernunftdenken und eine Hinwendung zur Innerlichkeit, der Welt der Gefühle und des Naturlebens predigte. Besonders sei hier an John Constables Wolkenstudien, oder William Turners, von Dramatik und zugleich Romantik, aufgeladene Himmel, verwiesen. Auch das Spiel von Unschärfe und die daraus resultierende fast malerische Wirkung der Fotografien, nutze schon Peter Henry Emerson in seinen Werken und findet in diesem eine Fortführung.
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Je ne connais pas un week-end
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