Gerhard Moses Heß
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A K T U E L L
Samstag, 16. November 2024, 14 Uhr
Herbstbunte Gartenführung
mit feinen Düften und Labsal,
mit Poesie und Musik,
unter fachkundiger Anleitung
unseres Gärtners Andreas Isberner
Der Herbst deckt uns den Tisch – jede/r bringt mit, was sich aus Kräutern und Früchten zaubern lässt, und wir lassen unter Bäumen das Jahr ausklingen (bei Regen im Haus).
Am Samstag, 16.November 2024, von 14 bis 16.30 Uhr im Garten des ABSV, Auerbachstr. 7, S-Bahnhof Grunewald, Treffpunkt am Eingang.
(Da es schon früh dunkel wird und nicht alle einen Begleitdienst haben, wollen wir gemeinsam zurück zum S-Bahnhof gehen.)
Ruft bitte an, wenn Ihr kommt und wenn Ihr was mitbringen wollt:
Gerhard Tel.0163 34 17 053
L A N G E O O G
Die Ballade von der „Insel fürs Leben“
Gerhard Moses Heß
Für meine Kinder Evelyne, Onno, Helle und Marieke
Langeoog, du bettelarme Insel,
nichts als Sand und Schlick.
Wenn die Flut kommt,
geh ans Meer:
Strandgut bringt ein bisschen Glück.
Dann kamen die ersten Sommergäste.
Die kriegten die Ehebetten und das gute Besteck.
Die Familie zog derweil in den Schuppen hinterm Haus.
Und als Pionier des Strandsports
machte Langeoog sich einen guten Namen.
Mit den Nazis aber
kamen die Soldaten,
Tausende mit dem Spaten,
machten aus der Insel eine Festung –
Tarnname Languste:
Gepflasterte Straßen, Klinkerbauten,
Inselbahnhof, Flugplatz, U-Boot-Hafen,
in den Dünen Bunker und Flak,
die Insel-Kommandantur ein gigantisches Hakenkreuz.
Mit dem Krieg
kamen die Gefangenen,
Franzosen, Belgier, Holländer, Polen und „Russen“
– die kamen aus allen Ländern der Sowjetunion,
viele Ukrainer waren darunter –
aber wer fragt danach,
wenn es doch alles „Untermenschen“ sind –
die wurden zu Tode geschunden
ein ganzes Jahr.
Das Straflager in der Meede am Dorfrand –
alle konnten sie sehen, Tag für Tag,
wenn sie zur Arbeit getrieben wurden,
die fress-süchtigen Untiere in ihren Lumpen –
Hunger-Skelette, Moribundi.
In einem Dünental versteckt
sechs steinerne Stelen.
Darauf die Namen von 113 Menschen.
Viele wussten es,
alle schwiegen,
vom „Russenfriedhof“ wurde gemunkelt.
Bis jemand die 113 Namen
abschrieb vom Stein
und die Liste nach Moskau schickte,
und so las eine alte Frau in der Zeitung
den Namen ihres vermissten Mannes –
nach 45 Jahren Warten und Hoffen.
Und dank eines holländischen Lehrers
konnte sie nach Langeoog fahren
und die Insel seines Martyriums besuchen.
Fein rausgemacht hatte sich die Insel,
die Sandwege waren gepflastert,
schmucke Häuser,
und in den Baracken,
in denen damals tausende Soldaten kaserniert waren,
schliefen jetzt tausende Kinder –
eine Kinder-Kur-Insel war Langeoog geworden,
eine Insel fürs Leben,
aufgepäppelt wurden hier die hungrigen Kinder
aus den kriegszerbombten deutschen Städten.
Das war tröstlich für die Witwe aus dem zerbombten Leningrad.
Aber da war noch ein verschwiegenes Leid,
das ans Licht wollte –
das hat 80 Jahre gebraucht,
um getröstet zu werden:
Margarethe Raphael, eine Jüdin,
lebte seit 1929 auf Langeoog
mit Pieter de Heer, ihrem niederländischen Ehemann,
und mit ihrem kleinen Sohn Heinrich.
Sie hatten eine Pension in der Mittelstraße
und ein Café, das „Dünenschlösschen“,
direkt unter dem Wasserturm, in allerbester Lage.
Es ging ihnen gut auf der Insel –
bis die Nazis an die Macht kamen.
Da gehörten sie plötzlich nicht mehr dazu,
obwohl Margarethe zum Christentum konvertiert war,
da wurden sie gemieden, angepöbelt, ausgegrenzt.
Und alle haben es schweigend geschehen lassen.
Die Inselgemeinde entzog Pieter seine Konzession –
weil er „politisch unzuverlässig“ sei –
er war ja mit einer Jüdin verheiratet ...
Gedemütigt, schikaniert, entrechtet wurden de Heers –
bis sie die Insel verließen und nach Holland zurückgingen.
Dort überlebten sie mit Angst und Not
den Terror der deutschen Besatzer.
Nun war Langeoog endlich judenfrei –
wie inzwischen alle deutschen Inseln!
Die Pension wurde an einen SS-Mann versteigert.
Das Café wurde abgerissen und eingeebnet,
weil es angeblich durch eine Bombe beschädigt war –
eine Lüge, die 80 Jahre lang gehalten hat!
Um aber jede Erinnerung an das Judencafé auszulöschen,
wurde darüber ein schöner kleiner Park angelegt.
Den kennen alle Bewohner und Besucher der Insel.
Nach 13 Jahren erst, 1951
durfte die Familie de Heer zurückkehren –
sie haben ihre Pension zurückbekommen,
aber keine Entschädigung und Entschuldigung
für das, was ihnen angetan worden war
von ihren Mitbürgern und Mitchristen
„Eine Insel fürs Leben“ könnte es geben.
Im Krieg war Langeoog eine Insel zum Sterben.
„Eine Insel fürs Leben“ möchte Langeoog jetzt sein.
Aber immer noch verschweigt und versteckt
die schöne Insel ihre hässliche Vergangenheit,
aus der wir doch fürs Leben lernen könnten.
Nichts lässt sich verstecken auf dieser Erde,
wir haben nur eine,
und in dieser Erde ist alles aufbewahrt,
das Schöne und das Hässliche,
das Gute und das Böse –
bis wir es annehmen
als Teil unseres Lebens,
für das wir alle verantwortlich sind.
(Ein Anfang ist gemacht mit der Broschüre „Das verlorene Café“, herausgegeben vom Heimatverein Langeoog. Und bei de Gruyter erscheinen gerade die ersten 2 von 4 Bänden einer bahnbrechenden Untersuchung von Prof. Jörg Echternkamp: „Langeoog – Biographie einer deutschen Insel“ )
W E B S I T E
Diese Website dokumentiert seit Anfang 2018 die zahlreichen und vielseitigen Aktivitäten von Gerhard Moses Heß.
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Im Archiv sind Gerhards Einladungen zu seinen diversen Veranstaltungen und Führungen in und um Berlin gesammelt.
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Persönliche Texte aus Gerhards langem und bewegtem Leben gibt es auf der Seite Persönliches.
P R E S S E
Kurz vor seinem 2-jährigen Jubiläum wurde der Salon Hermione im Dezember 2019 in einem Artikel der Zeitung für das Aktive Zentrum Lichtenrade gewürdigt.
H I N T E R G R U N D
Lutz Röhrig hat über die wechselvolle Geschichte des Lortzingclubs eine spannende Untersuchung in zwei Teilen veröffentlicht: Teil 1 & Teil 2.
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