Schriften in Wien
Bis 100
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In diesem Fall hilft die Füllfederzentrale!
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Damit Sie nie mehr ausfallen!
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(Mascha Vassena)
<<< Reserviert für Stephanie Schmitt
So vieles, das ist keine Frage,
wenn wir die nächsten Tage planen,
hängt ab dann von der Wetterlage,
nicht gerade von der momentanen,
doch zum Termin, da wünschten wir,
als holten wir nur was zu saufen,
wir könnten fürs Terminrevier
das Wetter uns in Dosen kaufen.
Der Konjunktiv ist angebracht,
beeinflussen das Wetter nicht,
wohl nicht bei Tag, nicht in der Nacht,
doch halt! In Wien, es werde Licht,
verborgen hinter Nebelschwaden
am Eck in einer engen Gasse,
da gibt es einen kleinen Laden,
verkauft wird Klima gegen Kasse.
(Philipp Bobrowski) >>>
Reserviert für Stefan Mühlfried >>>
<<< Da ist das Meer. Man darf nur nicht aufstehen, nicht die Vorhänge beiseite ziehen, man muss warten, und lauschen. Der Wind ist die Wellen und das Baumrauschen die Gischt. Hinter zugezogenen Vorhängen kann man überall sein. Es kann Frühjahr sein, ewiger Frühling; erste Bienen mit blütenstaubschweren Körpern; die Luft ganz unverbraucht, ganz sanft und leise aromatisiert von Ginster und Osterglocken und Weihrauchbäumen. Sie wird sich heute Helena nennen, sie wird von fernen Planeten sprechen und das irgendwo eine Region auf dem Mars - rostrot wie ihre Samtvorhänge - zwischen erloschenen Schildvulkanen liegt, die sich Elysium Planitia nennt; und er wird sagen, den Körper zurückgelehnt auf honiggelben Bernsteinen, dass da einst im Jahrhundert 20 ein Amüsierlokal in Wien, in der Johannisstraße so hieß wie die Region auf dem Mars, sich nannte „Land der Seligen“. Die Neonreklame leuchtete in der Nacht und am Tag übersah man sie. Aber das war einmal und nun hat man es vergessen.
(Hannah Lau)
Als das Teleklingel fonte,
treppte ich die Rannte runter
und türte gegen die Bums.
(Monika Mori) >>>
Ein Traum >>>
Vanilliger Sahnetuff auf duftigem Apfel, perfekt süß-säuerliches Spiel. Fundament von dunklem Vollkornteig, mokka-aromatischer Kaffee dampft schwarz in weissem Porzellan. Der erste Bissen, sahnig-fruchtig, dann Korn, der Kaffee harmoniert. Noch einen Schluck. Etwas zu trocken? Der Lieblingskuchen nie! Die zweite Tasse, zufriedenes Nicken. Murmelndes Beifallkauen und Einigkeit: Sahne, Apfel, Vollkornteig - das größte Sonntagsritual!
Geburtstagsfest der guten Gattin: Ein zweites Stück: "Genießen wir ihn noch einmal!"
Er schluckt. Die fünfte Tasse Kaffee. Er kaut, das gute Vollkorn ist ergiebig! Da: ein Sahnefleck mit Marzipan! Er ruft das Fräulein. Die junge Dame, sehr charmant, bedauert das Malheur. Verspricht ein neues Vollkornstück, gewohnte Qualität, mein Herr. Er schiebts's beiseite, gibt sich gern' geduldig. Das Café Schlemmer ist ja so beliebt! Beim Schieben fasst er in die Sahne - marzipanig klebt's am rechten Daumen. Doch ist er gut gelaunt, kaut weiter. Man hat ja Zeit, es ist das erste Stück noch nicht verdaut.
Das Vollkorn voluminiert mit Spucke - unverdrossenes Kauen und noch mehr Kaffee. Jetzt klebt das Marzipan am Henkel, ein kleines Missgeschick, das kann passieren. Die Serviette bei der Hand, heimliches Lächeln auf den Lippen. Die beiden nicken: Der Apfelkuchen ist ein Schmaus!
Je mehr er kaut, bläht sich der Teig im Munde auf, er schluckt, er kaut, er schluckt, er kaut. Noch einen köstlichen Kaffee. Die Hände zittern. Ein Schlückchen tropft ihm von den Lippen. Die Serviette schnell zur Hand, wischt er beiseite, unbedacht - erwischt! Das Marzipan am Mund, ein Züngeln und schon hat er es vernichtet... Wie ungesund, fährt's durch seinen Kopf - doch - wie süß, wie ganz besonders, wie... wie Mandeln, Honig, Sahne mit Likör. Der vorwurfsvolle Blick der Gattin wird zur Fratze. Wie ach so köstlich, ach wie anders, wie egal!
(Ulrike Buchgeister)
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Wenn Kinder nach den Sternen greifen,
Lasten abschütteln können,
Freude an der Herausforderung haben
und Wertschätzung erfahren,
dann kommt der ausgezeichnete Schulerfolg die Mama teuer zu stehen .
(Monika Mori)
Die Griechen fahren zu einem Ball. Ein wenig später ruft Achilles an, weil er kein Ketchup mehr daheim hat und deshalb fährt Agamemnon in den Urlaub nach Mallorca. Währenddessen feiern die Griechen den Geburtstag eines Tisches und einen Tag später kauft Orpheus ein neues Handy um damit Fußball zu spielen. Doch Achilles macht ihm einen Strich durch die Rechnung und jetzt sieht Orpheus nichts mehr auf der Rechnung.
Doch es hilft alles nichts, Orpheus hat einfach keinen Kühlschrank!
(V8-GCM) >>>
Du sitzt an der Bar um vier Nachmittag und trinkst eins, das Beisl ist klein, die Beleuchtung spelunkig, die Einrichtung wirkt neu, seriös und hirntötend banal. Ein Spielautomat flimmert unbenutzt. Das Beisl ist bis auf die Barfrau, dich und einen schon etwas angedudelten Gast leer. Der Gast erzählt wiederholt, dass die Diana gstorbm ist. Die Barfrau verrenkt die Augen nach links oben. Du bestellst nach, rauchst. Der Gast sagt wieder: Hostas schau gheart, de Diana is gstorbm! Du zuckst die Schultern, trinkst, das Beisl wird damals „Café 100 %“ geheißen haben, es wird der 31. 8. 1997 gewesen sein.
(Doris Nußbaumer) >>>
<<< Halb offen steht das Garagentor, dahinter verbirgt sich der Feuervogel. Front an Front parke ich mit FiFi vor dieser atemberaubenden Schönheit! Die Haube halb offen, die Kotflügel unendlich lang, bis hin zur eleganten Tür, die mit einem kleinen Hüftschwung am dezenten Heckspoiler endet! Die unscheinbaren Breitreifen auf der Hinterachse schreien geradezu nach Vergewaltigung durch enormen Abrieb. Die Scheinwerfer zwinkern mir durch Schattenspiele zu „Ich will raus, ich will gefahren werden!“
Der Anblick des Luftfilters, runter zum Edelbrockvergaser bis hin zu der zauberhaften Erscheinung des babyblauen V8 Motors drängt mich zu einem Gewissenskampf. Meine innere Stimme aber sagt mir, „starte das andere Auto, die Reichweite zeigt noch schlappe 99 km an, pass auf beim Gehweg, überquere ihn langsam, sonst sitzt du mit dem Frontspoiler am Boden auf!“. Gesagt getan. So schließe ich das Tor zum Himmel wieder, verlasse diese Oase mit einer kleinen Dampfwolke, und ziehe in die weite Landschaft mit unbestimmtem Ziel …
(V8-GCM)
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Im Gemeindebau gibd’s kan Himme und ka Hö’. Nua de Patei.
Und des Sektiaunslokal vuan auf da ansa Stiagn.
Und de oide Finni-Tant. Wokalek håd s’ g’hassn, ... Wokalek.
Jedn Freidåg is kumma. Zum Makal biggn. Ins Pateibiachl.
Sozis natialich. Mia woan jå ålle bei de Sozis.
Håd jå sunsd kana wås gmocht fia uns, vastehst?
Und Waunung häd ma a kaana kriagt ...
Ois Kinda woa ma oft in da Sektiaun.
Vua oim wauns gregnd håd. So wia heut.
Då haum ma daun g’spüd. Halma hoid oda Dischdennis und so Såchn.
Gemboi håds damois jå no kaan gebm.
Haum ma a ned brauchd. Mia haum jo ois ghåbt duat.
Und aufpassd håd a imma wea auf uns.
Maunchmoi håd uns ana vaun de Ödan wås dazöd.
Üwa’s Lebm und so: „Mia haum uns den Himme auf Eadn
söwa eakämpft. Gemeinsam!“ Då woans stoiz drauf.
Und glicklich, dåss a Dachl iwan Kopf g’håbt haum
und a woame Suppm am Disch...
(Norbert Mayerhofer)
^^^ De Nockadn
De Nockadn in de Hefdln san a
Schweinarei.
De Nockadn auf de oidn Staana san
Kultua.
De Nockadn auf da Stroßn wean
vahoft.
De Nockadn auf de Büdln wean
vakauft.
De Nockadn im Hian san de
Meaheid.
(Norbert Mayerhofer)
<<< ER IS KA KAISER, auch wenn er so tut, er heißt nur Kaiser, drum verliert nicht den Mut!
Er kritisiert gern und viele haun den Hut drauf, mich kriegst du nicht klein, ich gebe nicht auf!
Das Studium ist jetzt fertig, und wurscht bist du mir – und ich geh´ jetzt auf ein Kaiserbier! (BR)
Ein Denkmal für Bad Ischl! Davon haben Kurt und Kuno immer geträumt. Sie haben sich ihren Wunsch erfüllt. Ein grinsendes, musikalisches Gesicht macht darauf aufmerksam, dass Franz Lehar in Bad Ischl gewirkt hat. Selbstverständlich ist der König der Operette auch auf dem Friedhof in Bad Ischl begraben. Ein weiteres grinsendes, musikalisches Gesicht rückt Johann Strauß in den Vordergrund, für den Bad Ischl wie seine zweite Heimat war. Die merkwürdigen Schriftzeichen künden von fantastischen Autoren, es seien beispielhaft Hilde Spiel und Leo Perutz genannt, deren Gräber freilich auf dem Friedhof in Bad Ischl besucht werden können. Wer ein Telegramm an die Denkmalpfleger von Bad Ischl, also Kurt und Kuno, schicken will, dem ist ein mathematisches Rätsel zu lösen aufgegeben. Ja, in den guten, alten Zeiten hatten selbst Telegramme noch Konjunktur… Die Vergangenheit lebe hoch! (Jürgen Heimlich) >>>
^^^ You´ll pay for the pollution of the nation! (BR)
^^^ Otto lief los und spielte flott Lotto. Dann kam der Brief. Die Zahlen waren alle richtig. Das Fiese war nur, dass der Hund Toto den Lottoschein aufgefressen hatte. Noch heute kann man eine wüste verschlüsselte Beschimpfung des frustrierten Fastmillionärs unter dem Lottozeichen der Trafik erkennen.
(BR)
<<< Schaut aus nach Winter und Weihnachtsbeleuchtung – aber nein, es war ein heißer Sommerabend – Kirtag in der Provinz.
Er brachte mir das Tanzen bei – und wie …
Zum Abkühlen gingen wir in den Hof und dort – mein erster Kuss. Ich war vierzehn und er der Sohn des Caféhausbesitzers. Seinen Vornamen habe ich beinahe vergessen.
Über 30 Jahre später – wir gehen ins Café Ritter, es ist Weihnachten, eine Zeit, die ich nicht ausstehen kann – und doch – mit meinem Mann an der Seite ist sogar Weihnachten schön. Ich bin glücklich verheiratet.
(BR)
^^^ Abgebrannt. Unsagbar. Unwiederbringlich. Augen zu.
Löcher, die einst noblen Fenster, schreien stumm –
Poren bluten schwarz empor. Fremde Nase n überall, mutmaßend über Gründe und Ursachen.
Nichts als verbrannte Leere wird bleiben, Grundmauern aus brüchigem Stein. Vollends verglüht, und endgültig entsorgt. Kopfsteinpflaster hallt wider, versucht flüchtende Sohlen zu enttarnen.
Abtauchen. Unentdeckt. Unentschuldbar. Augen auf.
(Sabine Oehlzand)
Reserviert für Hannah Sideris
vvv
<<< Hernois is ois! So tönt es ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt, wo gerade ein Match am Sportclub-Platz stattfindet. Der Friedhof befindet sich direkt hinter einer Tribüne, die Toten sind mit den drei schönen Worten vertraut. Gott behüte, dass der Sportclub zu Grabe getragen wird. Zu viele Erinnerungen haben sich im Rasen verewigt. Hernois is ois! Gleich nach dem Match zur Schnellbahn, da fragt ein Unwissender nach: »Wie hot da Spuatclub gspüt?« Erwartet der Kerl tatsächlich eine Antwort? »Fragen Sie 2014 noch einmal. Dann kann ich Ihnen sagen, ob es der Sportclub doch wieder auf den Sportclub-Platz geschafft hat!« Ein Rätsel für alle, welche die Hintergründe nicht kennen, aber ein Drama für die treuesten Fans des Wiener Sportclub. Hernois is ois! (Jürgen Heimlich)
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