PAUL EGON SCHIFFERS
INFO
Skulpturen bewegen (Video):
https://www.youtube.com/watch?v=AyVedPXWuQc
Ausschnitt TV Sendung (NDR, 2019):
https://www.youtube.com/watch?v=MaBM6n4NNtM
PAUL-EGON-SCHIFFERS
(1903 – 1987)
Geboren am 18. Oktober 1903 in Eilendorf bei Aachen. Nach dem Besuch der Volksschule, wird er Lehrling im Aachener Hüttenwerk «Rote Erde», wo sein Vater als Prokurist arbeitet. Schiffers soll Elektroingenieur werden, bricht sein Studium jedoch ab, um 1923 an der Aachener Kunstgewerbeschule eine Ausbildung als Steinmetz zu beginnen. Weil er den Expressionismus und dessen Menschenbild ablehnt, kommt es zu einem Zerwürfnis mit seinem Professor. Und so wechselt Schiffers 1926 an die Frankfurter Kunstgewerbeschule, die spätere Städelschule, wo er Schüler von Richard Scheibe wird. Ab 1929 ist Schiffers Lehrer für Aktzeichnen am Städel; zeitweise auch Leiter der Abteilung für Bildhauerei, wo er neben Max Beckmann und Willi Baumeister wirkt.
1940 erhält er einen Ruf als Professor an die Dresdner Kunstakademie, doch der Gauleiter Sachsens macht die Berufung rückgängig. Bereits 1933 äußert Schiffers sich kritisch über die politische Entwicklung in Deutschland, die er in erster Linie aus künstlerischer Perspektive betrachtet. In einem Brief an seine spätere Frau Gerta schreibt er: «Man hat unsere Darmstädter Ausstellung untersagt. Ob uns wirklich alles verbaut werden soll? Die Zeit der reinen Kunst ist mal wieder vorbei. Diese Tatsache wird wohl erst erkannt, wenn die Werke schlechter, kleinlicher, nützlicher, tendenziöser geworden sind. Geistig ist der Höhepunkt überschritten. Es bleiben zwei Wege: tragischer Untergang, Verkennung und hinterher schäbiger Nachruf, oder schamlose Unterwerfung und scheinbarer augenblicklicher Erfolg.»
1942 erhält Schiffers den Villa-Romana-Preis. 1943 beginnt er seine Lehrtätigkeit an der Braunschweiger Werkkunstschule, der heutigen Hochschule für Bildende Künste. Anlässlich einer ersten großen Einzelausstellung 1955 im Städtischen Museum Braunschweig würdigt Kulturhistoriker Heinrich Mersmann Schiffers «als reinen Plastiker, der nicht nach psychologischer Bedeutsamkeit sucht, sondern die klare, saubere Linie bevorzugt. (…) Form bedeutet für Schiffers ein bildhauerisches Problem, sie ist als Werkstattgedanke sein eigentliches Motiv. Aus einer plastischen Kombination heraus entsteht Hohlraum wie der eines Gefäßes, umrankt vom Linienwerk der Gliedmaßen. Solche Dinge sind bezeichnender für Schiffers als die statuarische Glätte, die von einer abstrakten Vorstellung ausgeht. (...) Die Figuren führen keine Geschichte und keine Erzählung mit sich, sie sind Chiffren des Daseins.» (Heinrich Mersmann, 1955)
Im Katalog der Braunschweiger Ausstellung wird Schiffers als einer der wenigen gewürdigt, «der nicht zu bewegen war, den Standort der menschlichen Mitte zu verlassen. Unverkennbar lässt sich in seinen Plastiken stets ein Hauch des Atems von Richard Scheibe entdecken. Doch die Figuration ist straffer und die Haut der Bronzen frei von jedem aufdringlichem Duktus. Seine Bronzen wirken durch ihre Anmut und die noble Geste der Bewegung.»
1988 veranstaltet das Städtische Museum Braunschweig, zusammen mit dem Bund Bildender Künstler (BBK), eine Gedenkausstellung in der Formensammlung am Löwenwall in Braunschweig. 1989 wird Schiffers bildhauerisches Oeuvre in einer bemerkenswerten Schau auf Schloss Lichtenberg im Odenwald in Erinnerung gebracht. Anlässlich des 90. Geburtstags des Künstlers findet im Hoffmann v. Fallersleben Museum im Schloss Fallersleben, eine große Einzelausstellung mit Plastiken und Zeichnungen statt. Der Braunschweiger Maler Peter Luft schreibt darüber «Hochachtung vor dem Zeichner! Ein Genuss, die Studien, Skizzen oder ausgeführten Arbeiten zu betrachten. Ob mit sprödem oder weichem Instrument, mit harter Feder oder lavierendem Blei, ob angedeutet oder ausgeführt, es bleiben meisterhafte Bildhauerzeichnungen, die nur der gelernte Steinmetz produzieren kann.»
Schiffers’ Plastiken und Reliefs sind heute größtenteils in Privatbesitz, aber auch deutschlandweit im öffentlichen Raum zu sehen. Eine Auswahl Zeichnungen, Grafiken und Plaketten sind Teil der Sammlung des Braunschweiger Anton Ulrich Museums. Der schriftliche Nachlass befindet sich im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.
PLASTIKEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM
(AUSWAHL)
«Mädchen mit erhobenem Arm» – Post Wolfenbüttel
«Stehende (R. Weißbrot)» – Stadt Frankfurt Städel
«Portrait Fröbel» – Holzhausenschlößchen Frankfurt
«Sitzender Sportler» – Stadt Mainz
«Stehendes Mädchen» – Stadt Frankfurt Städel
«Schleuderer» und «Diskuswerfer» – Friedberg Hessen
«Adorant» – ehem. Pädagogische Hochschule Braunschweig
«Hockender Sterngucker» –Stadt Gifhorn
«Stehendes Mädchen» – Stadt Braunschweig
Fassade Gewandhaus – Braunschweig Stadt Braunschweig
«Stehender Jüngling» – Bundesregierung Bonn
«Sitzender Eulenspiegel» Eulenspiegelmuseum Schöppenstedt
«Stehendes Liebespaar» – Städtisches Museum Braunschweig
«Große Stehende Trauernde» – Stadt Braunschweig
«Sitzender, hohler Topf» – Stadt Wolfsburg
«Sitzender Johannes» – Christengemeinschaft Braunschweig
«Portrait Hoffmann von Fallersleben» – Gymnasium Braunschweig
«Jesus auf Maultier reitend» – Stadt Gifhorn
«Portrait Frh. vom Stein» – Stadt Oldenburg und Stadt Braunschweig
«Große, hockende Stille» – Bündheim, Harz und Stadt Braunschweig
«Zwei Stehende Jünglinge im Gespräch» – Schulzentrum Groß-Ilsede
Gruppe «sitzendes Mädchen« und «stehender Knabe» –
Schulzentrum Edemissen
«Steigendes Pferd» – Firma Continental Hannover
«Gelenkte Freiheit» – Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg
Impressum: Stephan Schiffers
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