CvdD
greifekiez
GreifeGreifeYeahYeahYea
Photographie aus einem Jahrzehnt
Der Titel der Ausstellung sagt, worum es geht: Eine der radialen Hauptverkehrsachsen der Stadt. Seit die Künstlerin mit Berlin verbandelt ist, ist es ihr kaum gelungen weiter als 500 Meter über die Greifswalder Straße hinaus auszubrechen. Dieses Projekt ist der Versuch ihr daher rührende tiefsitzende Frustration zu verarbeiten. Die intensive Auseinandersetzung mit dem zu Unrecht unterbewerteten Greifekiez ist eine Aufarbeitung der Vergangenheit, eine Dokumentation der Gegenwart und lässt überraschende Blicke in die ferne und dennoch nahe Zukunft zu. Besonders interessant ist die Ausstellung für all diejenigen, die sich mit den Themen Stadt, Selbst, fluide Identitäten und Metzgereibetrieben beschäftigen. *Alle in den Bildern auftauchenden Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und von der Photographin unbeabsichtigt.
Greife An - LINK zum Soundtrack der Vernissage
Am 3.12.2011 schrieb der Berliner Tagesspiegel anlässlich der Vernissage:
„....Ein zentrales Werk der Ausstellung stellt das faszinierend kryptische „Glastür“ dar. Das einzig konkrete hier ist der Titel. Das Bild als solches zieht den Betrachter in seinen eskapistischen Bann. Die Grenzen zwischen Realität und Kunstform sind so verworren und verschwommen wie die Aufnahme selbst und setzen Maßstäbe sogar im von Grenzerfahrungen durchsetzten Berlin, in dem dieser oszillierende Zustand nahezu glorifiziert wird. Doch von Zeitgeist zu sprechen, würde dem Gesamtwerk der Künstlerin nicht ansatzweise gerecht werden. Was ist vorne, was ist hinten, was Objekt, was Subjekt, geht es hier um Kunst, geht es hier um Architektur? Die Antworten sind obsolet. Nicht mehr und nicht weniger. Hingehen.“
Greifekiez
Als Greifekiez (nicht zu verwechseln mit dem Graefekiez) wird der Straßenabschnitt der Greifswalder Straße vom Königstor bis zum S-Bahnhof Greifswalder Strasse bezeichnet. Zunächst gehörten die beiden Seiten des Greifekiez zu den jeweils angrenzenden Vierteln im Osten (Bötzow Virtel) und Westen (Winsstrasse). Das Zusammenwachsen der beiden Straßenseiten zum Greifekiez war durch diese Umstände erschwert. Besonders aufgrund der in der Mitte verlaufenden Tramtrassen der Linie M4 konnte sich nur langsam ein eigenständiges Kiezleben auf dem vielbefahrenen Straßenabschnitt entwickeln. Durch die Gentrifizierung des Gebietes, wobei die touristische Erschließung allerdings bislang ausblieb, findet eine Verteuerung der Mieten statt, sodass viele der früheren Hausbewohner_innen abwandern müssen. Auch alt eingesessene Etablissements konnten sich nicht durch dritte Welle der Gentifizierung retten. So musste das Knaak nach 58 Jahren Klubgeschichte wegen Lautstärkestreitigkeiten mit neuen NachbarInnen schließen; im ehemaligen Gebäude des Magnet Clubs ist jetzt ein Ableger der Bio Company Kette. Die Ausstellung Greife Greife Yeah Yeah Yeah (2011) dokumentiert eindrucksvoll die Entwicklungen.
Ernst-Thälmann-Park
Auf dem Gelände des heutigen Ernst-Thälmann-Parks befand sich von 1874 bis 1981 die IV. Berliner Gasanstalt. Das hier durch Steinkohlendestillation hergestellte Leuchtgas wurde zunächst für die Berliner Gaslaternen genutzt. Mit der Zunahme des Gasbedarfs in Gewerbe- und Wohneinheiten stellte das Werk ab 1908 auch Wassergas (eine Mischung aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff), ab 1913 Generatorgas (Herstellung durch unvollständige Verbrennung von Koks) und ab 1915 auch Benzol her. Die bei der Gaserzeugung anfallenden Nebenprodukte wie Cyanide, Phenole, Schwefelwasserstoff, Teer, Naphthalin und Ammoniak stellten später ein erhebliches Umweltproblem für den Park und deren Anwohner dar. Nach Einstellung der Gasproduktion im Jahr 1982 wurde das Gaswerk abgerissen und der letzte Gasometer 1984 gesprengt.
Die Umgestaltung zum bewohnten Park mit Einkaufs- Wohnmöglichkeiten war bislang einzigartig und sollte ein Prestigeobjekt der DDR zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 darstellen. In nur drei Jahren wurden Wohnungen für 4000 Bewohner und das Planetarium gebaut, pro Bewohner ein Baum gepflanzt, Parkflächen, eine Denkmalanlage und ein künstlicher Teich angelegt. Die Anlage wurde zum 100. Geburtstag von Ernst Thälmann am 16. April 1986 eingeweiht. Anfang der 1990er Jahre beklagten sich Anwohner über Geruchsbelästigungen. Obwohl der Boden nach Abriss des Gaswerkes ausgetauscht wurde, blieben Altlasten zurück. Eine Messung des Grundwassers ergab eine Belastung durch Cyanide und Phenole. Zudem wurden beim Abriss der Anlagen Teerbehälter im Boden belassen. 2004 wurde eine biologische Reinigungsanlage in Betrieb genommen, die sich im östlichen Teil des Parks befindet. Die Anlage pumpt aus 30 Meter Tiefe pro Stunde 15 Kubikmeter Grundwasser in einen Behälter, in dem zunächst feste Stoffe abgeschieden werden. In einer zweiten Stufe läuft das mit Sauerstoff angereicherte Wasser über zwei Kiesfilter und wird anschließend in 4 Bioreaktoren gepumpt. Die darin befindlichen Mikroorganismen bauen organische Schadstoffe ab, als Endprodukt verbleiben Kohlendioxid und Wasser. Das so gereinigte Wasser wird durch die Anlage wieder in die Erde gepumpt.
ÖPNV
Die Straße wird in ihrem gesamten Verlauf von der Straßenbahn-Linie M4 befahren. Die Strecke ist die am meisten genutzte im gesamten Berliner Straßenbahnnetz, sie wird tagsüber im 5-Minuten-Takt befahren, im Berufsverkehr sogar im 3/3/4-Minuten-Takt und dies teilweise mit Fahrzeugen, die bis zu 300 Personen transportieren können. Die Möglichkeit, eine U-Bahn aufzunehmen, hat diese Trasse zwar, allerdings verhinderte der permanente Geldmangel der Stadt Berlin bislang die Umsetzung.
Geschichte der Greifswalder Straße
Die Straße folgt einer eiszeitlichen Rinne und ist seit Alters her bekannt. Sie wurde bereits im Mittelalter als Fernhandelsweg genutzt. Da sie im weiteren Verlauf die märkische Kleinstadt Bernau passierte, war sie zunächst als Bernauische Landstraße (vor dem Bernauischen Thore) bekannt. Später wurde sie in Chaussee nach Weißensee (1803) und 1850 Vor dem Königs-Thore umbenannt. Die Greifswalder Straße verlief zunächst vom Königstor bis zum Communikationsweg, der heutigen Danziger Straße, und wurde 1892 bis zur Ostseestraße verlängert, dabei wurde die Nummerierung erneut erweitert, so dass sie nun von 1 bis 2290 geht und hufeisenförmig verläuft.
Voreiszeitliche Vulkanlandschaft. Aus einer dieser Rinnen bildete sich später die Greifswalder Strasse.
JavaScript is turned off.
Please enable JavaScript to view this site properly.